Vices Ages legati/Kaiserlicher Statthalter
Karriere-Laufbahn
Virunum-Stadt
"VICES AGES LEGATIS"
(Virunum/Noricum)
Mars 876 - ab urbe condita (A.D. 123)
im 7. Regierungsjahr des Erhabenen Hadrian
"Mihi fere satis est quod vixi vel ad aetatem vel ad gloriam"
Für mich habe ich genug gelebt, im Hinblick auf Alter wie auf Ruhm.
(Virunum/Noricum)
Mars 876 - ab urbe condita (A.D. 123)
im 7. Regierungsjahr des Erhabenen Hadrian
"Mihi fere satis est quod vixi vel ad aetatem vel ad gloriam"
Für mich habe ich genug gelebt, im Hinblick auf Alter wie auf Ruhm.
Cicero (*106-†43 v.Chr.)
Nun, schweife ich zurück in meinen Gedanken an die letzten Wochen und Monate, so muss ich sagen, daß diese Zeit nach meiner Ankunft nicht einfach war. Nachdem wir meine Mutter begraben, und die angeordneten Begräbnisfeierlichkeiten und kultischen Reinigungsrituale abgeschlossen waren, hatte ich die Zeit mich nun mehr meiner Heimatfamilie zu widmen. Flavia Iterissa war zu einer jungen Dame herangewachsen im Alter von 28 Jahren, hatte nach ihrer Vermählung mit einem Kaufmann, zwei Kinder – 1 Sohn, Livinius und 1 Tochter, Drusilla bekommen, und führte nun mit Ihrem Mann Sempronius die Straßenstation an der Via Claudia. Auch die Familien meiner Cousins – Sicatus, als auch Marcus lebten in Abodiacum, sodaß diese Zeit meines Aufenthaltes mit vielen gemeinsamen Treffen ausgefüllt war. Sicatus, der das Pferdegestüt seines Vaters Indutus [filius] übernommen hatte, den ich aus meiner Jugendzeit immer noch wegen seines „Reitkunststückes“ in Erinnerung hatte, reagierte immer wieder voller Entrüstung, wenn ich seinen eigenen Kindern und Enkeln davon erzählen musste, die von mir natürlich viele Antworten, zu Fragen aus der Vergangenheit ihrer Eltern und Großeltern wissen wollten. So verstrichen die Festtage der Saturnalien[1], der Winter hüllte die Landschaft in einen dicken weißen Mantel, der an der Siedlung vorbeifließende Licca[2] begann zuzufrieren, sodaß die Kinder auch die Vorzüge des gefrorenen Flusseises spielerisch genießen konnten. Ich genoss die Zeit ebenso mit meinen eigenen Enkeln Livinius und Drusilla (6 und 4 Jahre alt), den Kindern meiner Tochter Flavia Iterissa, die ihren neu kennengelernten Großonkel mit vielen Fragen zu der fernen Welt ausquetschten, in der ich bislang unterwegs gewesen war.
Der Januarius neigte sich langsam dem Ende zu, und für mich näherte sich die Zeit meine neue Aufgabe als Statthalter der Nachbarprovinz Noricum anzutreten. Zudem sehnte ich mich auch nach meiner lieben Ehefrau Pamphilia-Gratia, die mir in einer Depesche mitteilte, daß sie in der Zwischenzeit mit meinem Verwalter Mamertus, in Carthago alles abschließen konnte. Der neue Statthalter hatte meine Amtsgeschäfte von meinem Verwalter, mit den notwendigen Informationen übertragen bekommen, sodaß die beiden danach im Monat März zu meiner neuen Amtsaufgabe im fernen Noricum stoßen konnten.
Das Abschiednehmen von meiner Heimatfamilie, war diesmal nicht so schwierig, hatte ich ja aufgrund meiner Dienstjahre noch 3 Jahre bis zu meinem wohlverdienten Ruhestand, den ich plante hier in meiner ehemaligen Geburtsregion zu verbringen. Mit der Kutsche ging es bis zur entfernten Provinzhauptstadt Augusta Vindelica, wo ich in der Militärgarnison für eine Woche einquartierte, um mich am nächstmöglichen Termin am auftauenden Fluß Danuvius, in einer Fähre einzuschiffen. Die Gelegenheit des Aufenthaltes nutze ich noch zu einem Besuch meines langjährigen Freundes und Kameraden Titus Flavius Quintinus zu treffen. Wir hatten uns seit 20 Jahren nicht mehr gesehen, als ich ihn in Gontia[3] auf der Durchreise zu meiner neuen Dienstaufgabe in Brigetio das letztemal besucht hatte. Auch er hatte seine militärische Dienstzeit verlängert und war nunmehr als „kaiserlicher Gardekommandant“ einer Vexillation[4] der Ala-II flavia (pia fidelis)[5] in der Provinzhauptstadt stationiert. Als Statthalter von Raetien war zur Zeit ein Bekannter von mir, Quintus Baienus Blassianus[6] ein Mann meines Alters, der zuvor schon das Amt des Procurators in den Provinzen Cappadodocia/Armenia[7] und Mauretania[8] innehatte. So hatten wir gemeinsame Erfahrungen in den verschiedensten Reichsprovinzen, die wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit ergiebig austauschten, und als zukünftige „Provinznachbarn“ weiterhin pflegen wollten. Zu solch einer freundschaftlichen Besprechung stieß dann auch mein Freund Quintus, der mich freudestrahlend begrüßte und sich stürmisch in meine Arme warf. Was für ein Empfang, was für eine stattliche Figur, ergrautes schütteres Haar, aber dennoch unverkennbar im Temperament der überschwenglichen Wiedersehensfreude. Den gemeinsamen Tag darauf verbrachten wir wie immer bei einem ausgiebigen Besuch in der urbanen Therme, und feierten danach unser Wiedersehen bei einem opulenten Mahl im Heim seiner Familie. Ich hatte noch gut in Erinnerung, dass „Amors Blitz“ bei ihm vor zwanzig Jahren eingeschlagen hatte, so lernte ich auch seine Frau Amelia und seinen Sohn – Publicus Crescens kennen, der vor kurzem auch die militärische Legionslaufbahn eingeschlagen hatte. Auch er nahm freudestrahlend zur Kenntnis als ich ihm mitteilte, dass auch ich mich inzwischen wieder vermählt hatte – gemäß seinen damaligen Abschiedsworten vor 20 Jahren – „Als unverheirateter Mann ist man nur ein halber Mensch“, was ich ihm nur bestätigen konnte. So vieles gab es zu erzählen und Informationen auszutauschen, sodaß der Tag zu schnell verging und ich mich in mein Quartier zurückbegeben musste.
Der Januarius neigte sich langsam dem Ende zu, und für mich näherte sich die Zeit meine neue Aufgabe als Statthalter der Nachbarprovinz Noricum anzutreten. Zudem sehnte ich mich auch nach meiner lieben Ehefrau Pamphilia-Gratia, die mir in einer Depesche mitteilte, daß sie in der Zwischenzeit mit meinem Verwalter Mamertus, in Carthago alles abschließen konnte. Der neue Statthalter hatte meine Amtsgeschäfte von meinem Verwalter, mit den notwendigen Informationen übertragen bekommen, sodaß die beiden danach im Monat März zu meiner neuen Amtsaufgabe im fernen Noricum stoßen konnten.
Das Abschiednehmen von meiner Heimatfamilie, war diesmal nicht so schwierig, hatte ich ja aufgrund meiner Dienstjahre noch 3 Jahre bis zu meinem wohlverdienten Ruhestand, den ich plante hier in meiner ehemaligen Geburtsregion zu verbringen. Mit der Kutsche ging es bis zur entfernten Provinzhauptstadt Augusta Vindelica, wo ich in der Militärgarnison für eine Woche einquartierte, um mich am nächstmöglichen Termin am auftauenden Fluß Danuvius, in einer Fähre einzuschiffen. Die Gelegenheit des Aufenthaltes nutze ich noch zu einem Besuch meines langjährigen Freundes und Kameraden Titus Flavius Quintinus zu treffen. Wir hatten uns seit 20 Jahren nicht mehr gesehen, als ich ihn in Gontia[3] auf der Durchreise zu meiner neuen Dienstaufgabe in Brigetio das letztemal besucht hatte. Auch er hatte seine militärische Dienstzeit verlängert und war nunmehr als „kaiserlicher Gardekommandant“ einer Vexillation[4] der Ala-II flavia (pia fidelis)[5] in der Provinzhauptstadt stationiert. Als Statthalter von Raetien war zur Zeit ein Bekannter von mir, Quintus Baienus Blassianus[6] ein Mann meines Alters, der zuvor schon das Amt des Procurators in den Provinzen Cappadodocia/Armenia[7] und Mauretania[8] innehatte. So hatten wir gemeinsame Erfahrungen in den verschiedensten Reichsprovinzen, die wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit ergiebig austauschten, und als zukünftige „Provinznachbarn“ weiterhin pflegen wollten. Zu solch einer freundschaftlichen Besprechung stieß dann auch mein Freund Quintus, der mich freudestrahlend begrüßte und sich stürmisch in meine Arme warf. Was für ein Empfang, was für eine stattliche Figur, ergrautes schütteres Haar, aber dennoch unverkennbar im Temperament der überschwenglichen Wiedersehensfreude. Den gemeinsamen Tag darauf verbrachten wir wie immer bei einem ausgiebigen Besuch in der urbanen Therme, und feierten danach unser Wiedersehen bei einem opulenten Mahl im Heim seiner Familie. Ich hatte noch gut in Erinnerung, dass „Amors Blitz“ bei ihm vor zwanzig Jahren eingeschlagen hatte, so lernte ich auch seine Frau Amelia und seinen Sohn – Publicus Crescens kennen, der vor kurzem auch die militärische Legionslaufbahn eingeschlagen hatte. Auch er nahm freudestrahlend zur Kenntnis als ich ihm mitteilte, dass auch ich mich inzwischen wieder vermählt hatte – gemäß seinen damaligen Abschiedsworten vor 20 Jahren – „Als unverheirateter Mann ist man nur ein halber Mensch“, was ich ihm nur bestätigen konnte. So vieles gab es zu erzählen und Informationen auszutauschen, sodaß der Tag zu schnell verging und ich mich in mein Quartier zurückbegeben musste.
Am nächsten Tage bekam ich die Nachricht, dass ein Schiff am Handelshafen des Licca-Flusses in Richtung zum Danuvius und weiter in Richtung nach Ovilava[9] in zwei Tagen auslaufen wollte, wo ich einen Mitfahrgelegenheit bekam. So rüstete ich mich am Tage danach für meine Abfahrt, traf mich nochmals zum Abschied mit Quintus Baenus Blassianus und Titus Flavius Quintinus, bevor ich am Tage der Abfahrt am Fährhafen eintraf, wo meine Weiterreise beginnen sollte. Der Kapitän des Schiffes teilte mir mit, dass die Strecke über Sumuntorum[10] in den Danuvius, mit Zwischenstationen in Castra Regina[11], über Bojodorum[12] (240 Meilen) bis zum Zielhafen Lentia[13] nach Ovilava ca. 8-9 Tage dauern würde. Ich hatte schon einmal vor 20 Jahren eine Fahrt zu einer ähnlichen Jahreszeit auf dem Danuvius gemacht, als ich mich zu meinem Einsatzort nach Vindobona und Brigetio begeben hatte. Zu dieser Jahreszeit in den letzten beiden Wochen des Monats Februarius, war eine Reise noch relativ „erfrischend“ wenn ich an all meine letzten Einsatzorte in Judaea, Sardinia und Africa Proconsularis denke, wo die Hitze und das Mittelmeerklima die Fahrten bestimmte. Wie ich erfuhr, verteilten sich von Ovilava aus drei bedeutende Hauptstraßen. Die sogenannte „Via Norici“ (Nord-Süd-Verbindung) die Ost-West-Verbindung in Richtung Juvavum[14], sowie einer weiteren Straße, die von Ovilava ausgehend über das Kastell „Ad mauros[15]“ am Donaulimes entlang nach Bojodorum führte. In Ovilava angekommen übernachtete ich für einen Tag, bevor ich am nächsten Tage eine Kurierkutsche nutzen konnte, die mich durch die Alpentäler zu meinem neuen Einsatzort bringen konnte. Ab da hatte ich dann die Möglichkeit mit einer Eil-Kurierkutsche weiter die restliche Wegstrecke (ca.130 Meilen) über die Alpentäler nach Viruno[16] in weiteren fünf Tagen zu erreichen. An der Wegstrecke begann der Schnee begann allmählich an den Berghängen zu weichen, und so manche Brücke an Flussübergängen konnte nicht ohne erheblicher Gefahr wegen dem Schmelzwasser bewältigt werden. Letztendlich jedoch kam ich am sechsten Tage etwas verspätet in den Abendstunden in Viruno an, wo mich bereits der Quartiermeister erwartete, um mich in meine Unterkunft zu geleiten, wo ich auch ermüdet, den Tag meinen Göttern „empfahl“ und ermattet einschlief.
Weitere Leseprobe - Vices Ages Legatis (Virunum/Noricum, /kaiserlicher Statthalter) ......
[1] Saturnalien = römisches Hauptfest des Jahres (beginnend ab 17.Dezember für bis zu 7 Tage)
[2] Licca = Lech-Fluß, Hauptfluss der Region in Richtung der Provinzhauptstadt Augusta Vindelica
[2] Licca = Lech-Fluß, Hauptfluss der Region in Richtung der Provinzhauptstadt Augusta Vindelica
[3] Gontia = heutiges Günzburg
[4] Vexillation = Unter-Kommandoeinheit einer Legion
[5] Ala II flavia [pia fidelis] = römische Auxiliareinheit (als Ala II [milliaria] Flavia Gemina) gem. Diplom von 116 n.Chr.
[6] Quintus Baenus Blassianus = röm. Ritter und Statthalter von Raetia (ca. 123 n.Chr.)
[7] Kappadocia / Armenia = heutige Schwarzmeerküste
[8] Mauretania = westl. Mittelmeer (Algerien/Marokko)
[9] Ovilava = heutiges Wels (Oberösterreich) an der Traun
[10] Sumuntorum = röm. Legionslager an der Flußmündung des Lech in die Donau
[11] Castra Regina = röm. Legionslager, heutiges Regensburg,
[12] Bojodorum = heutiges Passau (Grenze Deutschland zu Österreich)
[13] Lentia = Linz (Oberösterreich) an der Traun-Mündung in die Donau
[14] Juvavum = Salzburg (Österreich)
[15] Ad mauros = Kastell bei Eferding (Oberösterreich)
[16] Viruno = Municipium Claudium Virunum, (Gründung ca. um 45 n.Chr.) als röm. Hauptstadt der Provinz Noricum
[17] Patroni / Magister vici = Amt des Ortsvorstehers (Oberster Bürgermeister)
[18] Hora quinta = 5.Tagesstunde (entspricht unserer Tageszeit um 11:00 Uhr)
[19] Honores = städtische Magistratur, lokale Stadträte
[20] Via Principalis = Hauptstraße
[21] Civitas = Siedlung, zur Stadt erhoben
[22] Berg-/Virunum = ursprüngliche keltisch.-/röm. Siedlung auf dem Magdalensberg/Kärnten auf ca. 1.000 m Seehöhe
[23] Noriker = keltische Urbevölkerung, ehemaliges Königreich vor römischer Besetzung
[24] Claudius = römischer Kaiser (41-54 n.Chr.)
[25] Quadratmeilen = ca. 9.000 km²
[26] Poetovio = heutiges Passau a.d. Donau
[27] Lauriacum = Enns a.d. Donau
[28] Vindobona = Wien a.d. Donau
[29] Poetovio = Ptuj (Pettau) Slowenien
[30] Celeja = Celje a.d. Save; Slowenien
[31] Dravus = Drau-Fluß (Kärnten/Österreich)
[32] Aguntum = Lienz (Osttirol/Kärnten)
[33] Vipetenum = Sterzing (Südtirol/Italien)
[34] Aenus = Inn-Fluß