Praefectus alae Siliana/Komandant 500Mann Reitereinheit
Karriere-Laufbahn
Bild: -15- / WIKIPEDIA / Flottenstützpunkt Legionslager Brigetio a.d. Donau (Quelle: L. Barkóczi: Brigetio.1951)
Flottenstützpunkt Legionslager Brigetio a.d. Donau (Quelle: L. Barkóczi: Brigetio.1951)
"TRIBUNIS MILITUM - ALA SILIANA"
(Alta Ripa/Pannonia inferior)
Septem, 862 - ab urbe condita (A.D. 108)
im 11 . Regierungsjahr des Erhabenen Trajan
In fidem!
Für die Treue!
Für die Treue!
(Beglaubigungsformel bei Abschriften)
Ereignisreiche Zeiten brachen heran - nachdem der 2. Dakeraufstand mit dem Tode von Decebalus im vorigen Jahre ein Ende gefunden hatte, keimte die Hoffnung auf, dass nunmehr Ruhe in der Provinzregion einkehrte. Unser siegreicher Befehlshaber und erhabener Herrscher Trajan, hatte sich, nachdem er sich die Jahre zuvor meistens in den Provinzen aufgehalten hatte, entschlossen nunmehr nach Rom zurückzukehren. Zuvor wurde die Provinz Pannonia in zwei neue Gebiete aufgeteilt der ehemaligen Pannonia superior[1] und in die neue - Pannonia inferior[2]. In der neu gegründeten Provinz wurden aufgrund seiner Verdienste, der militärische Befehlshaber Hadrian als Kommandant der Legio I Minerva nunmehr als neuer Statthalter eingesetzt. Ebenso wurde er für seine militärischen Leistungen während des Dakeraufstandes von Trajan mit einem Diamanten ausgezeichnet, den dieser von seinem kaiserlichen Vorgänger erhalten hatte. Quintus Marcius Turbo wurde von Trajan nach Rom beordert, wo er das Amt eines Tribuns in der kaiserlichen Prätorianergarde übernehmen sollte. Trajan selbst hatte nach Jahren, wo er ausschließlich von den Provinzen aus das kaiserliche Amt ausübte, beschlossen seine Amtsgeschäfte nun von Rom aus zu führen. Er entwickelte einen intensiven Schaffensdrang, Verschönerung von Bauten in Rom, Optimierung der Trinkwasserversorgung mit dem Bau der Wasserleitung „Aqua-Trajana“, den Trajans-Thermen nahe dem Colosseum. zur Trinkwasserversorgung. Auch die intensivierte Alimentarinstitution[3] verschaffte Trajan große Sympathien unter der Bevölkerung.
Sein endgültiger militärischer Sieg in Dakien führte zur Neuordnung der Provinz Dacia, mit der Neugründung der römischen Hauptstadt Ulpia Trajana Sarmizegethusa[4], die ca. 26 Meilen südöstlich, nahe der geschleiften dakischen alten Königsstadt errichtet wurde. Überall im Reich entstanden städtische Neugründungen, auch in Germanien – unter anderem die Colonia-Ulpia-Trajana[5] , sowie Ulpia Noviomagus Batavorum[6]. Er verstärkte die Grenzanlagen des raetischen Limes, gab den Bau von Aquae Mattiacorum[7] in Auftrag, verstärkte die Grenzanlagen des Danuvius[8] abwärts in Pannonien, sowie weitere Städtegründungen in den Provinzen des Mare Nostrum[9]. Zur Festigung seiner Macht im römischen Reich stellte er auch zwei neue Legionen auf, Legio II Trajana[10], als auch die Legio XXX Ulpia[11].
Sein größtes Bauprojekt verwirklichte er aber mit der Schaffung des Forum-Trajani[12], sowie der Errichtung des Siegeszeichens der Trajan-Säule[13] nahe dem Colosseum[14] in Rom, in der er penibel Situationsberichte des ersten und zweiten Dakerkrieges in Stein gemeiselt darstellen ließ. Freilich damit verbunden war auch die Verschleppung eines Großteils der jüngeren männlichen und weiblichen Bevölkerung der besiegten Provinz. An die 50.000 Kriegsgefangene wurden in die Versklavung geführt, viele wurden auch in den anschließenden Schaukämpfen im Colosseum als Gladiatoren[15] ausgebildet, das zu jenen Zeiten sich großer Beliebtheit unter der römischen Bevölkerung erfreute. Ich für meinen Teile konnte diesen blutigen Spielen keine große Begeisterung abgewinnen. Es schien jedoch, daß das allgemeine Volk, des durch den jeweiligen Kaiser angestoßenen Volkssport, mit dem Motto „Brot und Spiele“ nicht ohne auskommen konnte. Ich zog lieber den nötigen Kampf im Feldzug vor, wenngleich nach Beendigung die Besiegten mit brutaler Härte auch versklavt wurden, was in der verbliebenen restlichen Bevölkerung nicht unbedingt einen Friedensstatus garantierte, sondern immer wieder in bestimmten Provinzen Revolten ausbrechen ließ, was oftmals zu späteren Zeiten sich immer wieder zeigen sollte.
Ich erhielt nach meiner Dienstzeit als ritterlicher Tribun der Legion XI Claudia nach den Kampfeinsätzen in Dakien im vorigen Jahr eine neue Aufgabe zugeteilt. Das Kommando als Praefectus ala equitum[16] über eine Reitereinheit, der Ala Siliana[17] mit dem Hauptstützpunkt Alta Ripa[18] in der neugegründeten Provinz Pannonia inferior. Diese neue Aufgabe war im Vergleich zur vorigen relativ friedlich, und bestand neben provinzialen Erkundungsaufgaben, sowie Überwachung der örtlichen Verwaltung. Resultierend aus der Versklavung der Kriegsgefangenen, nach Beendigung des Krieges, war ich eines Tages auch in dem Kastell vorliegenden zivilen Siedlungsmarkt unterwegs, um einige Kontrollen, mit dem Verwalter der jeweiligen Transportwege, als auch für Rekrutierungsmaßnahmen von Jungmännern aus der örtlichen Bevölkerung zur Ausbildung in der römischen Armee durchzuführen. Da sich die Colonia[19] unmittelbar vor dem militärischen Kastell befand, beschloss ich nicht zu Pferd, sondern zu Fuß, nur von einem Legionär begleitet, den kurzen Weg zu beschreiten. Der vor uns liegende zivile Markt der Siedlung war völlig überfüllt, emsige Geschäftigkeit erfüllte alle Besucher, sämtliche verschiedenen Kaufleute boten jeweils halsschreierisch ihre Waren den Kunden an. Einer der auch anwesenden Sklavenhändler trat auch an mich heran und versuchte mit theatralischen Gesten mich davon zu überzeugen, dass seine Ware bestimmt für mich interessant wäre. <“Mein Herr, 200 Sesterzen[20] für diese hervorragenden Daker, durch seinen starken Körperbau, und guten Zähnen bestimmt ideal für einen Dienst in meinem Haushalt“>, hörte ich ihn seine Dienste mir anzubieten. Ich wollte mich schon unwillig von ihm abwenden, als mein Blick diesen Gefangenen streifte, der da inmitten der anderen angebotenen Sklaven zerlumpt, und schweißüberströmt durch die sengende Mittagshitze, stand. Üblicherweise waren diese armen Gestalten nach dem Verlust ihrer Freiheit, nur mehr Abbilder ihrer selbst, in sorgenvoller Erwartung ihrer Zukunft, unter dem Joch des Siegers, der sie nunmehr überallhin sandte. Was mir aber auffiel, war das Blitzen seiner Augen, die dem Betrachter nichts über eine Angst verrieten, sondern mehr über einen versteckten Stolz, trotz verlorener Freiheit immer noch ein menschliches Wesen zu sein. Solcherart angetan, trat ich vor diesen und fragte diesen ob der der lateinischen Sprache mächtig wäre. Zu meiner Überraschung antwortete dieser mit „Ja“. Auf meine weitere Nachfrage hin weshalb, antwortete er in knappen Worten, daß er einen griechischen Lehrer hatte, der ihn in seinem früheren Haushalt, bei einem wohlhabenden adeligen Regionsfürsten aufgewachsen, und erzogen worden war. Auf meine Frage hin nach seinem Namen, antwortete dieser „Mamertus“. Überraschenderweise war der Name nicht der eines illyrischen Dakers, sondern eher römisch, „Mamertus“ (Sohn des Mars). Solcherart angetan, fragte ich ihn auch nach seinen Kenntnissen. Nachdem ich erfuhr, dass er auch des Schreibens und Rechnens kundig war, was ich von einem Menschen dieser Region nicht unbedingt vermutet hätte, dachte ich über einen Einsatz in meinem Stand als Legionskommandeur nach. Der Mann interessierte mich, sein Wesen, seine Haltung, und doch diese unmenschliche Behandlung, die ihm als Gefangener/Sklave in anderen Händen vielleicht passieren würde, ließ mich überlegen, ob er mir für meine Arbeiten hilfreich von Verwaltungsaufgaben zur Hand gehen könnte. Kurz und gut, nach einiger Überlegung und reiflicher, sowie lauter Verhandlungstaktik mit dem Händler, wechselte Mamertus in meinen Besitz über. Ich übergab ihn meinem Begleiter Septimius, einen Legionär meiner militärischen Einheit, mit dem Auftrag diesen Mann zu unserem Standort im Castell zu bringen, und ihn sicher in meinem Hausstand abzuliefern, wo ich mich nach der Rückkehr um ihn kümmern wollte. „Und vergiss nicht, ihn in der Zwischenzeit in ein ordentliches Bad zu stecken“, rief ich Septimius noch zu, <„sodaß ich diesen ihn einigermaßen ordentlichen Zustand danach sprechen kann“!> Meine Art, einen Sklaven, wie in unserer Kultur üblicherweise, nicht als Eigentum zu betrachten, rührte schon von meiner Kindheit her. Hatte ich doch bereits auf dem elterlichen Gutshofe die Bekanntschaft eines im Hause ansässigen Haussklaven gemacht, der mich vieles in seiner geduldigen und menschlichen Art lehrte, sodaß ich mich mit der allgemeinen Auffassung, Menschen als zweiter Klasse zu betrachten, niemals identifizieren konnte. Vieles rührte bestimmt auch von meiner Mutter her, die selbst als Angehörige eines keltischen Stammes, nach der römischen Besetzung in Raetien, trotz allem mit der Ehelichung meines Vaters als ehemaligen römischen Legionsveteranen, niemals einen Klassenunterschied zwischen den vermischenden Kulturen empfand.
Nach diesem ereignisreichen Zwischenspiel, wendet ich mich wieder meinem Ziele des Verwaltungssitz des örtlichen Aedil‘s[21] zu, um mich dem eigentlichen Ziel meines Tagesauftrages zu widmen. Die Neuverwaltung des eroberten Gebietes der neuen Provinz Dacia, gestaltete sich relativ zügig. Da die ursprüngliche dakische Bevölkerung erheblich dezimiert war, wurden nunmehr Siedler aus allen Reichsteilen, als auch Legionsveteranen angesiedelt. Da alle Siedler auch der lateinischen Sprache mächtig waren, wurde die neugegründete römische Provinz relativ schnell romanisiert. Um diese Entwicklung voranzutreiben, sollte dieses Gebiet gegen den Volksstamm der Jazygen[22], die im östlichen und nördlichen Raum des Danuvius siedelten, abgesichert werden. Obwohl mit Rom verbündet, wo sie uns im Feldzug gegen den ehemaligen Dakerkönig Decebalus unterstützt hatten, gärte es immer wieder unter der Bevölkerung. Die Jazygen hatten sich durch die Unterstützung Roms gegen Decebalus wahrscheinlich erhofft, ihre ehemaligen Siedlungsgebiete, die sie gegen die Daker verloren hatten zurückzuerhalten, was jedoch auf strikte Ablehnung von Trajan stieß, der kein erobertes Gebiet wieder an die regionalen Stämme abgeben wollte. Im selben Jahr hatten sich dann auch eine verbündete Einheit des Volksstammes der Kataphrakten[23] zusammen mit den Jazygen erhoben, die versuchten, die von Rom eroberten Gebiete anzugreifen, was jedoch relativ bald niedergeschlagen wurde. Die Situation der kriegerischen Erhebung schien sich nach einigen kleineren vergeblichen Aufständen, und deren Niederschlagung, mit der Zeit wieder zu beruhigen, was sich jedoch, die sich erst einige Jahre danach später herausstellte, erneut in größerem Rahmen wieder aufflammten. Doch lieber Leser, ich will hier nicht vorgreifen, sondern mich wieder den aktuellen Geschehnissen zuwenden.
Weitere Leseprobe - Tribunis militum "Ala Siliana" (Alta Ripa/Pannonia Inferior) ......
[1] Pannnonia superior = Ober-Pannonien (tw. nördliches Ungarn u. Serbien)
[2] Pannonia inferior = Nieder-Pannnonien (Südliches Ungarn tw. Rumänien)
[3] Alimentarinstitution = kostenlose Getreideverteilung an 5.000 Kinder
[4] Ulpia Trajan Sarmizegethusa = Hauptstadt der römischen Provinz Dacia
[5] Colonia Ulpia Trajana = heutiges Xanten am Niederrhein
[6] Ulpia Noviomagus Batavorum = heutiges Nijmegen (NL)
[7] Aquae Mattacorum = heutiges Wiesbaden am Rhein
[8] Danuvius = Donau
[9] Mare Nostrum = Mittelmeer
[10] Legio II Trajan = Neugründung zu Trans Zeiten, späterer Einsatz in Ägypten
[11] Legio XXX Ulpia = (ebenso) späterer Einsatz in Germania inferior (am Niederrhein)
[12] Forum Trajani = kaiserliches Geschäftsviertel nahe dem Colosseum
[13] Trajansäule = steinerne Siegessäule Trajans über die Daker
[14] Colosseum = antike römische Schaukampfarena, errichtet unter Vespasian ca. 75 n.Chr.
[15] Gladiatoren = ausgebildete Schaukämpfer (zumeist Sklaven)
[16] Praefectus als equitum = Kommandant/Präfekt einer berittenen Einheit
[17] Ala Siliana = römische Auxiliareinheit, durch Militärdiplome und Inschriften belegt
[18] Alta Ripa = heutiges Tolna (südliches Ungarn)
[19] Colonia = urbane zivile Siedlung
[20] Sesterz = röm. Silbermünze (100 Sesterzen = 25 Denare; / ca. Wochenlohn eines Centurios; 1 Denar = 10 Asse),
[21] Aedil = röm. niederer Verwaltungsbeamter einer (colonia civicum) Siedlung/Stadt
[22] Jazygen = ansässiges Reitervolk östlich/nördlich der Donau (heutiges Gebiet Rumänien) tw. verbündete/manchmal Gegner
[23] Kataphrakten = antike (orientalische) schwer gepanzerte Reiter verbündet mit den Jazygen,